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#72 Objekt des Monats

Juli 2024

Untitled von Landry. 2020, Acryl auf Leinwand.

Ohne Titel von Mulala Landry.
2020. Kinshasa, Demokratische Republik Kongo (DRC). Acryl auf Leinwand. Sammlung Kleine-Gunk

Beim Bild fällt als erstes die Farbigkeit auf, die einen positiven Eindruck vermittelt.

Das Bild ist in drei Teile unterteilt. Im Zentrum eine Figur in tänzerischer Pose in feinen Lederschuhen und eleganter Anzughose, wie für die Malerei von Landry typisch, aber der Tänzer ist kopflos, im wahrsten Sinne des Wortes.

Links oben, im Hintergrund groß ausgeführt, die Portraits eines sich küssenden Paares – beide mit medizinischen Masken.

Rechts unten, leicht im Vordergrund, ein kleines Mädchen, ebenfalls mit Maske, was in sein Handy vertieft scheint. Verbunden sind alle drei Elemente durch eine hellbraune Wolke mit kleinen, bunten Kreisen.

Das Bild ist auf 2020 datiert, die Kreise sind als Corona-Viren zu identifizieren.

Was will uns der Künstler damit sagen? Der kopflose Tänzer: Ist ihm alles egal? Er hat trotzdem seinen Spaß? Symbolisiert es das kopflose Handeln dieser Zeit? Oder lacht der Tänzer uns aus?

Das küssende Paar: Ein intimer, inniger Moment eines Kusses wird durch die Masken ad absurdum geführt. Soll es ein tragischer Kuss des Abschieds oder des Todes sein? Was symbolisieren die schwarzen Haarstrahlen der Frau? Ist sie schon auf dem Weg in eine andere Dimension?

Das kleine Mädchen: Es ist in kaltes, blaues Bildschirmlicht gehüllt, völlig allein auf dieser Welt, sich selbst überlassen und dem Smartphone. Es wirkt als gehört es nicht ganz dazu, steht etwas abseits; gleichzeitig wirkt es als einzige Figur real im Bild.

Über allen schwebt die Corona-Wolke, der wir diese Szenen zu verdanken haben, allerdings wirkt sie nicht dunkel und bedrohlich.

Ermahnt uns der Künstler? Sollen wir uns nicht verrückt machen lassen von der ganzen Panik, die verbreitet wird? Sollen wir uns lieber die gesellschaftlichen und persönlichen Auswirkungen ansehen, die diese Maßnahmen haben? Seht, was ihr angerichtet habt. Dass wir uns nur um uns selbst drehen und die Kinder dabei vergessen? Will er uns zeigen, wohin es führt, wenn wir kopflos handeln?

Die Spannung erhält das Bild durch den Gegensatz der „fröhlichen“ Farbwahl und der traurigen Geschichte, die es erzählt.

Von Anfang an hat mich das Bild an den Film „Das Parfüm“ erinnert, dort wurde in wunderschönen Bildern eine brutale Geschichte erzählt.

Manuela Pape

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