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Mashup the Archive

Remix und Aufruhr im Iwalewahaus

Das Projekt "Mashup the Archive" wurde von der Kulturstiftung des Bundes im Rahmen des Fellowship Internationales Museum und der Oberfrankenstiftung finanziell unterstützt und am Iwalewahaus unter der Leitung des kenianischen Kurators Sam Hopkins konzipiert und umgesetzt.

Im Rahmen des Projekts wurden Archiv und Sammlung des Iwalewahaus kuratorisch neu aufgearbeitet, um ihr volles ästhetisches Potential und gesellschaftlichen Wert entfalten zu können. Hierfür wurde im Rahmen des Fellowships eine kritische, inhaltliche Auseinandersetzung der Sammlung geleistet und mit neuen Formen der Visibilität experimentiert. Sam Hopkins hat als Fellow eine eigenständige Forschungsarbeit in unserem Archiv durchgeführt, sowie drei Orte ausgewählt, an denen Ausstellungen im Rahmen von Mini-Festivals kuratiert wurden. Dazu wurden afrikanische und afrikanisch-diasporische Künstler_innen eingeladen, die gemeinsam mit dem Fellow vor Ort im Rahmen einer Residenz ein künstlerisches Projekt durchführten, welche die Iwalewahaus-Sammlung als Inspiration und materielle Grundlage nehmen.

Ergebnis des Projekts ist die Ausstellung Mashup, die vom 30.05.2105 bis 03.10.2015 am Iwalewahaus zu sehen war.

 

Einleitungstext zur Ausstellung

Was ist Mashup?
 
Der Begriff „Mashup“ wird meist mit digitaler Kultur assoziiert und beschreibt die Kombination verschiedener Elemente aus unterschiedlichen Quellen. Dabei wird eine neue Einheit geschaffen, ohne dass das Original zu verändern. Zum Beispiel ist das “Grey Album” von Dangermouse ein mashup des “White Album” von den Beatles und des „The Black Album“, von Jay Z. Am Iwalewahaus bezeichnet „Mashup“ die Ausstellung des Forschungs- und Residenzprojekts Mashup the Archive. Ausgangspunkt des Projekts war die Feststellung, dass Archiv und Sammlungen des Iwalewahaus sich in der deutschen Provinz befinden und dort ausschließlich für europäische Akademiker_innen , ohne weiteres aber nicht für ein außereuropäisches Publikum , zugänglich sind. Das Ziel war es, genau hier zu intervenieren und neue Formen von Wissensproduktion- und transfer zu erforschen.
 
Mashup kann als ein kuratorisches Vorhaben verstanden werden, das sich mit der Frage nach Zugänglichkeit befasst. Es eröffnet neue Möglichkeiten der Verhandlung des musealen Archivs durch die Kombination vornehmlich afrikanischer Künstler_innen und einem Archiv afrikanischer Kunst und Kultur in Deutschland. Die Umsetzung ist bislang begrenzt und temporär: 6 Residenzen von Künstler_innen fanden in einem Zeitraum von zwei Jahren statt und schufen ein kleines neues Fenster zum Archiv. Künstlerische Arbeit im Archiv verlangt vielfältige institutionelle Vermittlungsarbeit. Dennoch blieb die Öffnung und Zugänglichkeit des Archivs die klare Zielsetzung des Projekts und die Ergebnisse werden in den verschiedenen Bereichen des Projekts sichtbar, von dem Prototyp einer neuen Online-Datenbank – entwickelt von Circle Digital – bis hin zu den Künstlerresidenzen, deren Ergebnisse in der Ausstellung sichtbar werden.
 
Neben dem kuratorischen Vorhaben beschreibt Mashup auch eine Reihe ästhetischer Praktiken, die direkt oder indirekt mit dem Archivmaterial arbeiten, es remixten, kombinierten und nacherzählten und es dabei in neue Formulierungen, Positionen, Bilder und Geschichten zusammengefügten. Mashup führt hier zu einer formalen Diversität mit einem klaren gemeinsamen Anspruch nach einer Neuinterpretation der vorhandenen Archivobjekte. Dieser fiktionale Charakter wird wohl am Deutlichsten in der Anti-Oper der beiden Künstlerinnen Thenjiwe Niki Nkosi und Pamela Phatsimo Sunstrum, findet sich aber auch in den experimentellen Installationen von Kevo Stero und Otieno Gomba, in den „Dokumenten“ Délio Jasses, dem obsessiven Schreddern von Archivmaterial durch Uche Uzorka, dem nachdenklichen Buchprojekt von Simon Rittmeier, den verspielten Animationen von Miss Eve, der intensiv-körperlichen Tanzmusik von DJ Raph und nicht zuletzt den hypnotischen Visuals von Nita.
 
Die Macht der Fiktion wird genutzt, um die Archivobjekte neu zu erschaffen und ihnen neue Geschichten einzuschreiben. Die Herkunft der Objekte und ihre ursprünglichen Funktionen waren dabei meist zweitrangig. Aus einer postkolonialen Perspektive kann dies als Verweigerung einer Erkenntnistheorie verstanden werden, die mit der Benennung, Definition und Ordnung afrikanischer kultureller Praktiken durch europäische Institutionen einhergeht. Aber vielleicht reicht dies noch weiter und die entstandenen Arbeiten verweigern auch den Anspruch auf eine Übersetzungsfunktion, in dem sie ihre Mittlerfunktion zurückweisen. Sicher ist dies eine gewagte Behauptung, aber die verspielten und doch wohlüberlegten, diese ernsten und doch umsichtigen Arbeiten können auch als das Bedürfnis verstanden werden, einen Bereich jenseits der Dialektik des Postkolonialen zu berühren.
 
Die Arbeiten befragen die Legitimation der archivierenden Institution grundlegend, aber es gelingt ihnen auch, die Qualitäten der Original-Objekte anzuerkennen. Der institutionellen Macht des Museums wird dabei mit Ironie und Respektlosigkeit begegnet. Möglicherweise beschreibt Mashup deshalb nicht nur eine Technik, eine kuratorische Intention und ein Reihe künstlerischer Praktiken, sondern vor allem auch das Streben nach einem empfindsameren Umgang mit Archivobjekten, auf die das mangelbehaftete System des Archivs Anspruch erhebt. Dieses System wird in den Werken zugleich anerkannt und ignoriert. Mashup ist der Versuch in diesem Archiv zu navigieren – nicht nur konzeptuell und diskursiv, sondern auch sensibel und sinnlich.

 

Festival I (10.10. - 12.10.2013)

10.10.2013
19.00 YESTERDAY TODAY Exhibition Installation Performance by Maasai Mbili (Nairobi/Kenya)
and east african vintage sounds by DJ Dr. Bender

11.10.2013
14.00 - 19.00 Live Events in the Schokofabrik
16.00 Artist Talk with Maasai Mbili and DJ Raf in the Schokofabrik
22.00 NATURAL SELECTION Mashed up Beats from the Archive by DJ Raf, Glashaus

12.10.2013
14.00-19.00 Live Events in the Schokofabrik
22.00 in cooperation with schoko_aux_vibez: Bass Instinct Dance Music from Africa with DJ Stef the Cat (Berlin), DJ Raf (Nairobi) and DJ Dala Dala (Munich) ; Schokofabrik

 

Festival II (23.08.2014)

20.00 Disrupters - This is Disrupter X - eine Tour durch die Maquette, Schokofabrik Bayreuth
 
23.00 DJ Mma Tseleng - Afterparty mit Livestream aus Johannesburg und den Iwalewa Allstars, Schokofabrik Bayreuth
https://mmatseleng.com/

 

Final Exhibition

Mashup ist die Eröffnungsausstellung des neuen Domizils des Iwalewahaus. Die Ausstellung ist das Ergebnis eines kuratorischen Ausstellungs- und Forschungsprojekts am Archiv und an der Sammlung des Iwalewahaus und zeigt Werke afrikanischer Gegenwartskünstler_innen, die im Rahmen von Residenzen und den beiden „Mash up the archive“-Festivals 2013 und 2014 entstanden sind.

 

Team

Projektleitung - Nadine Siegert, Ulf Vierke
 
Künstlerische Leitung - Sam Hopkins
 
Produktionsleitung Ausstellung - Lena Naumann
 
Produktionsleitung Eröffnung - Alexandra Kuhnke
 
Kuration Musikresidenzen - Alexandra Kuhnke
Kuration Otieno Gombe & Kevo Stero (Maasai Mbili) -  Lena Naumann, Lucie Ameloot
Kuration Délio Jasse - Katharina Greven
Kuration Uche Uzorka - Sigrun Salmanian
Kuration Thenjiwe Niki Nkosi&Pamela Sunstrum - Anisha Soff
Kuration Miss Eve - Paola Solís Arana
Kuration des Digital Interface - Fabian Lehmann
 
Fundraising - Lena Naumann
 
Presse und Öffentlichkeitsarbeit - Kosi Arly, Lara Buchmann
 
Redaktion Künstlerbuch und Reader - Susanne Gerhard, Johannes Hossfeld
 
Produktionsassistenz und Künstler_innenbetreuung - Lucie Ameloot, Paola Solís Arana
 
Assistent Digital Interface - Moritz Wohlgenannt
 
Technik - Miroslav Martinka, Sefer Polat
 
Projektdesign - Sophia Bauer, Katharina Greven, Anisha Soff

Uche Uzorka während einer Vernissage

Uche Uzorka während einer Vernissage im Forum Phönix in Bayreuth

Installation von Sustrom und Nkosi

Aus der Installation und Performance von Thenjiwe Niki Nkosi und Pamela Sunstrum in der Schokofabrik Bayreuth

Installation von Gomba und Stero

Aus der Installation von Otieno Gomba und Kevo Stero in der Schokofabrik Bayreuth